Jerseystoffe gibt’s in den unterschiedlichsten Varianten – angerauter Sweatstoff und grobe Rippenware sind toll für warme Pullover, während sich French Terry als »leichter« Kumpel eher für den Sommer eignet. Single-Jerseys werden zu bequemen Oberteilen oder in Kombination mit Mesh, Soft Tüll und elastischer Spitze zu Dessous und Unterwäsche. Romanit ist mein absolutes Lieblingsmaterial für bequeme Sweat Pants und hochelastische bi-stretch Sportjerseys vernähe ich zu Leggings und Badesachen. Dann gibt’s noch Piqué, den »Mann« gerne als Polo Shirt trägt, Jacquards für Röcke oder Jacken, Feinripp, Doppelripp, Stretchsamt, Strickstoffe, … ahhhhhhh und viele, viele, viiiiiiele mehr.
Jersey ist also ein sehr allgemeiner Begriff für dehnbare Stoffe, die alle zu den Maschenwaren zählen und im Herstellungsverfahren entweder gestrickt oder gewirkt werden. So weit, so gut. Doch wie war das jetzt nochmal mit der Dehnung?
dehnbar vs. elastisch
Dank der ineinander verschlungenen Schlaufen gibt Maschenware nach und macht so ziemlich jede Bewegung mit. Manche mehr, manche weniger. Maschenwaren sind also dehnbar, was aber nicht unbedingt heißt, dass sie auch elastisch sind. Denn leider beulen bei 100%igen Naturfasen schon nach kurzer Tragezeit gerne mal die Knie aus und erst das Waschen gibt der Faser ihren ursprünglichen Zustand zurück. Nervt, kann man aber verkraften. Schwieriger wird’s, wenn man Naturfaser-Bündchen an Kinderhosen oder die eigenen Röcke näht. Dann sollte man lieber noch ’ne Kordel oder besser gleich ein Gummiband in den Bund einarbeiten, sonst kann’s eventuell ungemütlich werden 🤭
Geht aber auch anders 👉 dank Materialmischungen. Oft reicht schon ein kleiner Anteil einer synthetischen Faser und schon bleibt die Spannung im Stoff erhalten. Meistens ist das Elasthan, aber ich habe auch schon oft Polyester-Beimischungen gesehen. Es lohnt sich also durchaus einen Blick auf die Materialzusammensetzung zu werfen. Bei einem Verhältnis von +/-95% Baumwolle und +/-5% Elasthan kannst du sicher davon ausgehen, dass dein Material elastisch ist und beim Tragen die ursprüngliche Form behält. Nennt sich dann übrigens auch oft Stretch-Jersey.
Elastisch sind Maschenwaren nur, wenn man sie zwischen den Fingern dehnt und sie danach wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückspringen.
Elastische Stoffe haben also immer einen kleinen Synthetik Anteil – oder sind komplett aus synthetischen Fasern. Die wiederum sind künstlich hergestellt und etwas empfindlicher als Naturfasern. Da kann eine zu spitze Nadel schon mal Schaden anrichten. Mir kommen immer alte Socken in den Kopf… wenn sich die Gummis im Büdchen anfangen aufzulösen und die gerissenen Enden herausschauen. So ungefähr kannst du dir das mit den Synthetikfasern vorstellen – einmal gerissen, irreparabel! 🤷🏻♀️
Wir wollen beim Nähen natürlich an den empfindlichen Fasern vorbei ohne sie zu beschädigen und spezielle Stoffe brauchen nun mal spezielle Nadeln. Wenn also von Elasthan, Spandex, Lycra & Nylon die Rede ist, sollte es bei dir klingeln. Doch welche ist denn nu die richtige Nähnadel für Jersey?
Die Jerseynadel
Die passende Nähnadel für Jersey heißt schlicht Jerseynadel! Neben der Bezeichnung »Jersey« kannst du sie bei unterschiedlichen Herstellern aber auch unter »Stretch Nadel«, »Superstretch« oder auch »Ball Point« finden. Ball Point deshalb, weil eine Jerseynadel eine abgerundete Spitze hat. Damit rutscht sie an den Elasthanfäden vorbei und durch die Maschen hindurch, ohne sie zu beschädigen. Das gibt weniger Knoten und die Nadel reisst dir keine Löcher in den Stoff. Yay!
Nähnadel tauschen gilt natürlich nicht nur für deine Haushaltsmaschine. Auch Overlock und Coverlock brauchen die richtigen Nadeln, falls du mehrere Maschinen gleichzeitig im Einsatz hast. Nutze an der Overlock gerne beide Nadeln, das erhöht die Reißfestigkeit deiner Naht und Säume kann man natürlich auch ohne Coverlock nähen. Dann greifst du einfach zur Zwillingsnadel, denn auch die gibt es als Universal und Stretch Variante je in den Abständen 2,5 und 4 mm.
Das Nadelsystem
Falls du dir nicht ganz sicher bist, kannst du nochmal einen Blick auf das Nadelsystem werfen. Das ist die seltsame Bezeichnung, die auf der Verpackung über der Nadelstärke (60/8 oder 75/11 oder …) vermerkt ist. Wenn dort »130/705 H« steht, handelt es sich um die gängige Universal Nähnadel mit Flachkolben.
Erst wenn dort ein zusätzliches S (130/705 H-S) oder SUK (130/705 H SUK) steht, hat die Nähnadel eine abgerundete Spitze. Also genau das, was du für dein Jersey Projekt brauchst.
Die Jerseynadel nennt man auch Ball Point, weil sie eine abgerundete Spitze hat. Damit rutscht sie an den Elasthanfäden vorbei und durch die Maschen hindurch, ohne sie zu beschädigen.
Die Nadelstärke
Natürlich solltest du auch bei Maschenwaren die Nadelstärke an deinen Stoff anpassen. Eine feine 60/8 Jerseynadel ist perfekt für zarte Spitzen, Tüll- und Wäschestoffe, die 70/10 für Single und Double Jerseys und die 75/11 Stärke schafft jeden Sweatstoff.
Falls du mal mit dickerem Garn nähen oder besondere Steppungen machen möchtest, dann greifst du zur 80/12, denn da ist das Nadelöhr etwas größer und ein dickerer Faden kann leichter hindurch gleiten. Ansonsten würde ich diese Nadelstärke eher in der Schublade lassen, denn auch durch dickere Stoffe kommt man besser, wenn die Nähnadel weniger Widerstand hat. An höheren Nahtübergängen nähe ich einfach etwas langsamer, damit die Nadel nicht bricht. Klappt super!
Die Nähnadel ist natürlich nur ein Detail. Wenn’s mit dem Jersey nähen an der Nähmaschine trotzdem nicht so richtig klappen will und der Stoff immer wieder wellt, verrutscht oder der Faden am Anfang verknotet, findest du hier 5 Nähtipps für elastische Stoffe. Damit klappt’s bestimmt!
Nicht sicher, ob du dir das mit der Jersey Nähnadel merken kannst?! Kein Problem – pin this 👇 oder schreib‘ mir, was dich sonst zum Thema Jersey interessiert.